ERKLÄRUNG ZUR UNTERSTÜTZUNG DES LIBERALEN JÜDISCHEN TEMPELS IN HAMBURG eingereicht bei Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher

Internationaler Aufruf

Dieser Aufruf für die Tempelruine wurde im Oktober 2020 an Bürgermeister Peter Tschentscher übermittelt. Unterschrieben haben ihn fast 300 Personen aus 16 verschiedenen Ländern, darunter zahlreiche RabbinerInnen, MuseumsdirektorInnen, ArchitektInnen, DenkmalschützerInnen ebenso wie Anwohnerinnen und Anwohner. Viele von ihnen haben teils äußerst bewegende persönliche Statements hinzugefügt. Der Aufruf benötigt auch weiterhin Ihre Unterstützung: Bitte bestätigen Sie Ihre Unterstützung via Email an: hamburg-tempel@gmx.de (Bitte nennen Sie Namen, Ort, gerne auch institutionelle Anbindung und etwaiger Bezug zum Tempel)

Der 1817 gegründete Neue Israelitische Tempelverein in Hamburg war eine der ersten reformjüdischen Gemeinden der Welt. Die Gründer beabsichtigten, die Einhaltung jüdischer Religionen zu bewahren und zu erweitern, indem sie liturgische Praktiken anboten, die mit den modernen Empfindungen einer neuen Generation im Einklang waren. Die Reformen umfassten die Veröffentlichung eines landessprachlichen Gebetbuchs und die Einführung von Predigten in deutscher anstatt hebräischer Sprache. In den ersten 20 Jahren veranstaltete die Gemeinde die Gottesdienste in einem gemieteten Gebäude. Der Grundstein einer neuen Synagoge wurde 1842 in der Poolstraße gelegt. Die Gottesdienste im neuen Tempel wurden am 5. September 1844 eingeweiht. Der Tempel wurde bis 1932 ununterbrochen genutzt, dann zog die Gemeinde in eine größere Einrichtung in der Oberstraße um. Die Synagoge in der Poolstraße wurde 1943/44 durch Bombenangriffe der Alliierten schwer beschädigt. Portalhaus, Apsisbau und auch ein paar Seitenwände stehen jedoch bis heute auf dem Grundstück und erinnern an die Ursprünge der historischen Bewegung des Reformjudentums.

Heute befinden sich die letzten Überreste des weltweit ersten eigens dafür errichteten Reformtempelgebäudes in Privatbesitz und sind durch aktuelle Verkaufspläne gefährdet. Die Pläne für die Bebauung des Grundstücks haben das Potenzial, dieses historische Denkmal zu zerstören, das für das spirituelle Leben von Millionen von Reformjuden auf der ganzen Welt von zentraler Bedeutung ist. Die endgültige Form, in der das Gebäudeensemble am besten erhalten werden kann, muss noch entwickelt werden. In der Zwischenzeit ist es jedoch wichtig, dass die Behörden der Stadt Hamburg alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um weitere Schäden des Ensembles zu verhindern, während ein langfristiger Erhaltungsplan entwickelt wird. Dieser sollte den Zugang für die Öffentlichkeit sichern, um dieses herausragende jüdische und hamburgische Erbe zu wahren und zu würdigen. Es steht für die Historie des liberalen Judentums, welche die Stadt Hamburg dringend als ihre eigene Geschichte annehmen sollte.

WIR FORDERN DAHER DIE STADT HAMBURG AUF, jetzt zu handeln, um die Überreste des Neuen Israelitischen Tempels als Teil des gesamten ehemaligen Tempelgrundstücks in der Poolstraße zu bewahren. Der öffentliche Zugang ist zu sichern, damit dieses Denkmal in der Zukunft für diese historische Institution der Religionsgeschichte stehen wird.

HANDELN AUCH SIE JETZT! Bitte bestätigen Sie Ihre Unterstützung via Email an: hamburg-tempel@gmx.de (Bitte nennen Sie Namen, Ort, gerne auch institutionelle Anbindung und etwaiger Bezug zum Tempel)

Mehr Informationen unter www.hamburg-tempel-poolstrasse.de

+++ Bitte weiterverbreiten! +++ Bitte entschuldigen Sie Mehrfachzusendung! ++++

Broschüre zum Tempel erhältlich!

Die Stiftung Denkmalpflege hat eine Broschüre zu Geschichte und Gegenwart des Tempelgebäudes herausgegeben.

https://denkmalstiftung.de/

Die Vorträge der Autorin und Autoren Andreas Brämer, Ulrich Knufinke und Miriam Rürup sind online verfügbar auf der Seite der Stiftung und bei Youtube.

Die Publikation „Der Israelitische Tempel in Hamburg“ erschien als Band Nr. 7 der Reihe „Archiv aus Stein“ in gemeinsamer Herausgeberschaft von Stiftung Denkmalpflege Hamburg und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden. ISBN 978-3-936406-63-4.

Das erste Bethaus, das Hamburger Juden sich erbauten, war der Tempel in der Poolstraße. Ein eindrucksvoller, eleganter und repräsentativer Bau und eine der Keimzellen des Reformjudentums.

Diese überragende Bedeutung des Tempels sollte zu einem neuen Ansatz im Umgang mit seiner erhaltenen Substanz führen.

Die Tempel-Initiative beim Drunter&Drüber-Festival

TempelForum mit der Galerie Holthoff

Am Sonntag, den 27.9., sind wir zwischen 13 und 15 Uhr in der Galerie Holthoff anzutreffen. Der Galerist Thomas Holthoff wird anwesend sein und durch die Räume führen. Mitglieder des „TempelForum“, einer Initiative zur Rettung und Öffnung der Synagogenruine, werden Sie zudem in die jüdische Geschichte des Ortes einführen. Denn nach wie vor ist nicht klar, wie es mit dem einmaligen jüdischen Kulturdenkmal, von dem heute nur noch die Ruinen der Apsis und Eingangshalle vorhanden sind, weitergehen wird. Trotz Denkmalschutz verfällt es zunehmend und in den vergangenen Monaten ist eine Diskussion über seine Zukunft entbrannt – zwischen dem Eigentümer, der Stadt Hamburg und ihren Bürger*innen.Mitglieder der Initiative TempelForum werden zwischen 13 und 15 Uhr vor Ort sein und Ihnen von der historischen Besonderheit dieses Orts berichten und von der Bedeutung der Neustadt für die jüdische Vergangenheit und Gegenwart Hamburgs. (Beginn Kurzpräsentation jeweils halbstündlich.)
In den Räumen der Galerie setzen sich regelmäßig KünstlerInnen mit der historischen Aura der Tempelruine auseinander. Aktuell sind Arbeiten aus der Galerie Holthoff zu sehen.  
Wir werden alle 30 Minuten mit einer neuen Kurzpräsentation der historischen Bedeutung des Ortes beginnen! 


Kommen Sie vorbei und schnuppern Sie ein wenig in die jüdische Geschichte!

Zeit: Sonntag, 26.09 von 13 – 15 Uhr, Ort: Poolstrasse 12, Galerie Holthoff

http://kulturfestival-neustadt.de/event/ckff5ibcm3d3o0970jy3mfmix

Spannende Ausstellung in Galerie TEMPEL1844!

Präsentiert werden die Portrait-Fotografien von Katja Ruge, die sie während des Lockdowns in den Räumlichkeiten der einstigen Reformsynagoge von Hamburger Musiker*innen angefertigt hat – um noch einmal auf den Ort aufmerksam zu machen und ihn zu verewigen. Denn nach wie vor ist nicht klar, wie es mit dem einmaligen jüdischen Kulturdenkmal, von dem heute nur noch die Ruinen der Apsis und Eingangshalle vorhanden sind, weitergehen wird.

Während des Lockdowns entschloss sich die Fotografin Katja Ruge, noch einmal auf den Ort aufmerksam zu machen und sich mit Hamburger Musiker*innen in den Räumlichkeiten zu treffen. Entstanden sind Portraits, die nun vom 4. bis zum 11. September 2020 angeschaut werden können.

http://newsletter.freunde-der-kunsthalle.de/nl/306

Rückblick: „Tempelleuchten“ mit Michael Batz

Im Dezember 2019 fanden zwei Veranstaltungen mit dem Lichtkünstler Michael Batz statt. Am 1. Advent sowie zur 1. Chanukkakerze (am 4. Advent) kamen jeweils etwas mehr als 100 Menschen zum ersten und zweiten Tempelleuchten. Ursprünglich war geplant, mit einer Lichtinstallation von Michael Batz die Tempelruine selbst leuchten zu lassen. Da dies nicht auf dem Grundstück, das Privatgelände ist, stattfinden konnte, hat dies als künstlerische Aktion auf der Strasse stattgefunden. Mit Lichtbildern und Erzählungen über die Geschichte dieses einzigartigen Ortes. Die Veranstaltung wurde in ähnlicher Weise Mitte Februar wiederholt und fand als Lichtbildvortrag in der angrenzenden Schule statt.

Internationale Unterstützung

Diese Ruine ist vermutlich eines der bedeutendsten architektonischen Überreste der jüdischen Reformbewegung, die im 19. Jahrhundert mit dem liberalen Judentum von Hamburg ihren Ausgang nahm. Mittlerweile erweckt der Zustand der ersten Reformsynagoge der Welt auch internationale Beachtung. Besonders besorgt sind die Foundation Jewish Heritage in London, die Schwestergemeinden der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Großbritannien und den USA und die World Union of Progressive Judaism.

Die Foundation for Jewish Heritage, London, hat das Objekt in seine „Top 19 Watchlist“ der am stärksten bedrohten jüdischen Relikte in Europa aufgenommen (die Liste umfasst insgesamt 3.318 Objekte). Es besteht eindeutig die Gefahr, dass es durch Vernachlässigung weiter verfällt und damit aus der zeitgenössischen Wahrnehmung verschwindet. Das Gelände ist soll verkauft werden und auch wenn es unter Denkmalschutz steht ist unklar, was weiter damit geschehen wird.

Rettet die Synagogen-Ruine in der Neustadt!

Rettet die Synagogen-Ruine!

In der Hamburger Neustadt findet sich, in einem Hinterhof versteckt, eine kläglich vernachlässigte Ruine. Sie ist Überrest eines Bombenschadens aus dem Jahr 1943. Und sie ist der Überrest einer 175 Jahre alten, historisch wertvollen und außergewöhnlichen Synagoge, der seitdem verrottet. Das ist ein Skandal. weiterlesen…

Miriam Rürup, in: Hamburger Morgenpost, 27.11.2019

2017: 200jähriges Jubiläum Israelitischer Tempelverband

Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) und das Abraham Geiger Kolleg (AGK) an der Universität Potsdam beleuchteten 2017 anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Neuen Israelitischen Tempelvereins in Hamburg die Entwicklung der religiösen Pluralisierung im Judentum bis heute mit Schwerpunkt auf den progressiven Strömungen. Unter der Leitung des Rabbiners und Vorsitzenden der Union progressiver Juden, Prof. Dr. Dr. Walter Homolka, und dem stellvertretenden Leiter des IGdJ, PD Dr. Andreas Brämer, fand im Dezember 2017 eine Konferenz statt. Dabei fand auch ein Gedenken in der Poolstraße statt.